Das Gesetzbuch des Hammurabi (Teil 3)
Rechtssatzungen, die Hammurabi, der mächtige König festgesetzt hat, und (wodurch) er dem Land wahres Heil und eine gute Regierung hat bekommen lassen. Hammurabi, der vollkommene König, bin ich. Für die Schwarzköpfigen, die mir Enlil geschenkt hat, deren Hütung Marduk mir verliehen hat, war ich nicht müde und legte meine Hände nicht in den Schoß. Friedliche Stätten suchte ich ihnen, gewaltige Schwierigkeiten löste ich. Licht ließ ich ihnen erscheinen. Mit der gewaltigen Waffe, die Ilbaba und Innanna mir verliehen haben, mit der Weisheit, die Ea mir bestimmt hat, mit der Fähigkeit, die Marduk mir verliehen hat, tilgte ich die Feinde oben und unten aus, machte den Kämpfen ein Ende, bereitete dem Lande Wohlbefinden, ließ die Bewohner sicher wohnen, sorgte dafür, dass niemand sie erschreckte. Die großen Götter haben mich berufen, und ich, der Hirte, der Heiland, dessen Zepter gerecht ist, mein guter Schatten ist über meine Stadt gebreitet, in meinem Schoße hielt ich das Volk des Landes Sumer und Akkad. Mit Hilfe meiner Schutzgötter … habe ich sie in Frieden geleitet, in meiner Weisheit habe ich sie geborgen, damit der Starke nicht den Schwachen bedränge, damit Waise und Witwe ihr Recht bekämen habe ich in Babylon, der Stadt, die Anu und Enlil hoch emporragen ließen, in Esagila, dem Hause, dessen Grund fest wie Himmel und Erde, um das Recht des Landes zu richten, die Entscheidungen des Landes zu fällen, dem Bedrückten Recht zu verschaffen, meine kostbaren Worte auf meine Tafel geschrieben und vor meinem Bild, dem gesetzgebenden Könige, aufgestellt. Der König, der unter den Königen hervorragt, bin ich. Meine Worte sind erlesen, an Fähigkeit habe ich nicht meinesgleichen. Auf Befehl des Samas, des großen Richters Himmels und der Erde, möge meine Gesetzgebung im Lande erstrahlen, durch das Wort Marduks, meines Herrn, mögen meine Darstellungen keinen finden, der sie verunglimpft, in Esagila, das ich liebe, möge mein Name in Gutem in Ewigkeit genannt werden. Der Bedrückte, der eine Rechtssache bekommt, möge vor mein Bild, den gesetzgebenden König, kommen. und die beschriebene Tafel lesen und meine kostbaren Worte hören und meine Tafel soll ihm die Sachlage weisen, sein Urteil soll er finden, sein Herz soll aufatmen: „Hammurabi, der Herr, der wie ein leiblicher Vater zu den Menschen ist, hat sich den Worten Marduks, seines Herrn, gebeugt und hat Marduks Triumph allenthalben erreicht, das Herz Marduks, seines Herrn, hat er erfreut und Wohlbefinden für das Volk auf ewig bereitet und dem Lande Recht verschafft!“ So möge er laut sagen, vor Marduk, meinem Herrn, (und) Sarpanitum, meiner Herrin, mit seinem ganzen Herzen beten, der Genius, der Schutzgeist, die Götter, die Esagil betreten, das Mauerwerk Esagils mögen (seine) Gedanken täglich gutheißen vor Marduk, meinem Herrn, (und) Sarpanitum, meiner Herrin. Für ewig und immerdar! Der König, der im Lande sein wird, möge die Worte der Gesetzgebung, die ich auf meine Tafel geschrieben habe, behüten, das Recht des Landes, das ich richtete, die Entscheidungen des Landes, die ich fällte, soll er nicht verändern, meine Darstellungen nicht verunglimpfen.
Gesetzt, selbiger Mann hat Einsicht und vermag sein Land recht zu leiten, so soll er auf die Worte, die ich auf meine Tafel geschrieben habe, achten, so wie er wandeln und regieren soll, das Recht des Landes, das ich gerichtet habe, die Entscheidungen des Landes, die ich gefällt habe, möge ihm diese Tafel zeigen, und seine Schwarzköpfigen möge er recht leiten. Ihr Recht möge er richten, ihre Entscheidungen möge er fällen, aus seinem Lande möge er Bösewicht und Übeltäter austilgen, seinem Volke Wohlbehagen verschaffen. Hammurabi, der gesetzgebende König, dem Samas Rechtsatzungen schenkte, bin ich. Meine Worte sind erlesen, meine Taten. haben nicht ihresgleichen. …
Gesetzt, selbiger Mann hat auf meine Worte, die ich auf meine Tafel geschrieben habe, geachtet und mein Recht nicht verschlechtert, hat meine Worte nicht verdreht, meine Darstellungen. nicht verändert, selbiger Mann ist wie ich ein gesetzgebender König, Samas möge seine Regierung lang werden lassen, sein Volk möge er gesetzmäßig hüten!
Gesetzt, selbiger Mann hat auf meine Worte, die ich auf meine Tafel geschrieben habe, nicht geachtet, und meine Flüche missachtet und den Fluch der Götter nicht gefürchtet, das Recht, das ich gerichtet, getilgt, meine Worte verdreht, meine Darstellungen verändert, meine Namensschrift ausgelöscht und seinen Namen hingeschrieben, wegen dieser Flüche einen anderen beauftragt, selbiger Mann, sei es ein König oder ein Herr oder ein Vizekönig oder irgend eine andere beliebige Person, der große Anu, der Vater der Götter, der mich zur Regierung berufen hat, möge ihm seinen königlichen Glanz wegnehmen, sein Zepter zerbrechen, sein Geschick verfluchen. Enlil, der Herr, der die Geschicke bestimmt, dessen Befehl unveränderlich ist, der mein Königtum groß gemacht hat, möge eine ununterdrückbare Revolution, … seines Unterganges in seiner Wohnung gegen ihn entfachen, eine Regierung der Qual, nur wenige Tage, Jahre der Hungersnot, eine nicht erleuchtbare Finsternis, einen Tod im Augenblick möge er ihm zum Geschicke bestimmen. Den Untergang seiner Stadt, die Auflösung seines Volkes, die Unterdrückung seines Königtums, die Tilgung seines Namens und Gedächtnisses im Lande. möge er mit seinem schwerwiegenden Ausspruche befehlen.
Belite, die große Mutter, deren Geheiß in Ekur gewichtig ist, die Fürstin, die meine Gedanken gutheißt, möge an der Stätte des Gerichtes und der Entscheidung vor Enlil seine Sache schlecht machen, Niederwerfung seines Landes, Untergang seines Volkes, Ausschüttung seines Lebenshauches gleich Wasser möge sie Enlil, dem Könige, in den Mund legen!
Ea, der große Fürst, dessen Schicksalsbestimmungen an erster Stelle stehen, der Weise der Götter, der alles weiß, der meine Lebenszeit lang macht, möge Verstand und Weisheit ihm wegnehmen und ihn in Vergessenheit führen! Seine Flüsse möge er an der Quelle verstopfen, in seinem Lande Getreide, das Leben des Landes, nicht entstehen lassen!
Samas, der große Richter des Himmels und der Erde, der die Lebewesen recht leitet, der Herr, meine Hilfe, möge sein Königtum stürzen, ihm sein Recht nicht geben, seinen Weg verwirren, die Grundlage seines Volkes fortreißen, bei seiner Opferschau ihm ein böses Omen von der Ausrottung der Wurzel seines Königtums und dem Untergang seines Landes zuteil werden lassen! Das unheilvolle Wort des Samas möge ihn eilends treffen! Oben möge er ihn ausrotten aus den Lebendigen, unten in der Unterwelt möge er seinen Totengeist nach Wasser dürsten lassen!
Sin, der Herr des Himmels, der Gott, mein Schöpfer, dessen Glanz unter den Göttern erstrahlt, möge ihm Tiara und Königsthron wegnehmen, möge ihm als schwere Buße seine große Strafe, die aus seinem Körper nicht weicht, auferlegen, die Tage, Monate, Jahre seiner Regierung in Mühsal und Jammer ihn beenden lassen, auf ihm die Last des Königtums groß machen, ihm Leben, das mit dem Tode ringt, zum Schicksal bestimmen!
Adadd, der Herr der Fülle, der Lenker Himmels und der Erde, mein Helfer, möge ihm die Regengüsse am Himmel, die Hochflut an der Quelle wegnehmen, sein Land durch Mangel und Hungersnot zerstören, über seine Stadt möge er wütend brüllen und sein Land in eine Sintflutruine verwandeln!
Ilbaba, der starke Held, der erstgeborene Sohn von Ekur, der zu meiner Rechten geht, möge in der Schlacht seine Waffe zerbrechen, den Tag in Nacht ihm verwandeln, seine Feinde über ihn stellen!
Innanna, die Herrin von Schlacht und Kampf, die meine Waffen entblößt, meine gnädige Schutzgottheit, die meine Regierung liebt, möge in ihrem zornigen Herzen, in ihrem großen Grimm, sein Königtum verfluchen, seine guten Taten in böse verwandeln, in Kampf und Schlacht seine Waffe zerbrechen, Wirren (und) Aufruhr ihm bewirken, seine Krieger niederwerfen, mit ihrem Blut den Boden tränken, in Haufen die Leichname seiner Truppen aufs Feld werfen, seinem Heere kein Erbarmen verschaffen, ihn in die Hand seines Feindes übergeben, und ihn gebunden ins Land seines Feindes führen
Nergal, der Starke unter den Göttern, der Held ohnegleichen, der meinen Triumph durchsetzt, möge in seiner großen Kraft wie ein gewaltiger Röhrichtbrand seine Leute verbrennen, mit seiner gewaltigen Waffe ihn zerspalten und seine Gliedmaßen wie ein tönernes Bild zerschmeißen!
Nintu, die erhabene Fürstin der Länder, die Mutter, die mich geboren hat, möge ihm den Erben nehmen, und ihm keinen Namen verschaffen! Inmitten seiner Leute möge sie keinen Menschensamen schaffen!
Ninkarrag, die Tochter Anus, die Gutes für mich befiehlt, möge in Ekur schwere Krankheit, böses Todesleid, schmerzliche Wunde, die nicht heilt, deren Wesen kein Arzt erkennt, die man mit Verbänden nicht zur Ruhe bringt, die wie der Biss des Todes nicht herausgerissen werden kann, aus seinen Gliedmaßen ihm hervorgehen lassen, und bis sein Lebenshauch schwindet, möge er wegen seiner Manneskraft jammern!
Die großen Götter Himmels und der Erde, die Anunnaki in ihrer Gesamtheit, der Schutzgeist des Tempels, (und) das Mauerwerk von Ebabara, mögen ihn, seinen Samen, sein Land, sein Heer, seine Leute und seine Mannen mit bösem Fluch verfluchen! Mit lauten Flüchen möge Enlil durch seinen Ausspruch, der unveränderlich ist, ihn verfluchen und (die Flüche) mögen ihn eilends erreichen!